#1 BB-Artikel der Woche: Bücher „weglesen“


Tadaa, nach einwöchiger Abwesenheit komme ich mit einer neuen Blogkategorie zurück!
Ihr fragt euch vermutlich, was das heißen soll, deshalb folgt hier die Erklärung:

In dieser Kategorie, die ich hoffentlich längerfristig immer wieder machen werde, stelle ich euch meinen persönlichen Börsenblatt-Artikel der Woche vor. Für die, die es nicht wissen: Börsenblatt hat nix mit Finanzen zu tun, es ist die Kurzform für das „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“, eine der wichtigsten Fachzeitschriften für die Verlags- und Buchhandelsbranche. Das Heft gibt es in Print und Digital – die wichtigsten Fakten werden allerdings auch in einem täglichen Newsletter versendet. Dieser ist kostenlos und hier könnt ihr euch näher informieren 😉
Ich werde mir immer mal wieder einen Artikel rauspflücken, der mir ganz persönlich wichtig erscheint und über den ich sprechen werde.

Den Anfang macht ein Artikel vom 13. Mai. Jochen Jung vom Jung und Jung Verlag aus Salzburg spricht über das „Weglesen“ von Romanen, da ihm die Floskel immer wieder in Rezensionen unterkommt. Den Artikel in voller Länge findet ihr hier. 

Ich wollte hier unbedingt auch meine Meinung dazu sagen, da ich auch ziemlich empfindlich bin, was den Begriff Weglesen angeht.
Man hört es SO OFT bei Rezensionen. Mir persönlich kommt das Wort meistens in Booktubevideos unter, à la „Das Buch ist so kurz, das kann man super schnell weglesen.“
Ungelogen – jedes Mal, wenn ich dieses Wort höre, macht es mich ein bisschen wütend. Wütend und traurig zugleich.
Vorneweg der übliche Disclaimer: jaja, jeder hat das Recht, sich so auszudrücken, wie er will und so. Kein Problem.
Aber ich finde, das hat einfach so überhand genommen, dieses Wort. Wie in meinem Beispiel hört man Weglesen meistens im Bezug mit Büchern, die entweder kurz sind, groß geschrieben oder ein seichtes Thema haben.

Um es mal ganz provokant auszudrücken: weglesen ist für mich ein Unwort.
Warum?
Weil ein Buch dazu da ist, dass man es genießt! Man soll ein Buch lesen, um Spaß damit zu haben, sich zu erholen, sich in fremde Welten träumen und einfach mal abschalten! Der Hauptzweck eines Buches ist NICHT, dass man es möglichst schnell beenden kann. Im Umkehrschluss ist das auch ein verdammt beschissenes Kaufargument für ein Buch – aber trotzdem wenden viele Blogger und Booktuber es in Rezis oder Hauls an!
„Das Buch war gut, weil ich es schnell weglesen konnte.“
„Das hat ja nur 300 Seiten, das kann man schnell weglesen, deswegen hab ichs mal mitgenommen.“

Meiner Meinung nach setzt das das Buch herab. Das einzige Ziel des Lesens wird darauf reduziert, das Buch möglichst schnell durchzukriegen. Vermutlich wird mir jeder Blogger zustimmen, dass es beim Lesen eigentlich um Freude geht – aber trotzdem wird immer wieder das „Schnell weglesen können“ als Hauptargument verwendet.
Ich selber will mich ja gar nicht davon ausnehmen. Durchsucht ihr meinen Blog oder meine Youtubevideos, findet sich bestimmt das eine oder andere Mal, wo ich das auch gesagt hab. Weil man es eben so sagt. Oder?
Nee. Irgendwann habe ich für mich beschlossen, dass kein Buch der Welt es wert ist, weggelesen zu werden. Entweder gefällt es mir und ich genieße es, das Buch zu lesen, oder es gefällt mir nicht, entweder breche ich es dann ab oder lese es halt doch zu Ende.

Bitte, liebe Blogger, hört doch auf, Bücher damit zu bewerben, dass man sie schnell weglesen kann. Es ist ja kein Problem, wenn man nach dem Lesen sagt, dass der Schreibstil so gut war, dass es im Nu gelesen war oder dass es so viel Spannung hatte, dass man es einfach in einem Rutsch durchlesen musste! Echt, kein Thema!
Aber schon vor dem Lesen sagen, dass man es sich gekauft hat oder sich auf das Lesen des Buches freut, weil man es bestimmt schnell weglesen kann?
Das ist, wie wenn man sich eine DVD kauft mit der Begründung, dass der Film so kurz ist, dass man ihn schnell geschaut hat. Klingt komisch, oder? Für mich auf jeden Fall.

Ich will kein Moralapostel sein oder Leuten irgendwas vorschreiben. Wie sollte ich auch. Aber ich fordere zum Denken auf: hat selbst ein 300-seitiges Buch mit supergroßer Schrift nicht auch so viele andere Qualitäten, die man herausstellen könnte, anstatt zu sagen, dass man es schnell durch haben wird?!?

Ich bin gespannt auf eure Meinung zu dem Thema 🙂

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